Der lange Weg nach Pakistan …

Der lange Weg nach Pakistan …

21. September 2018 9 Von sschellh

… heute mal ein bisschen aus dem „Reise-Nähkästchen“ geplaudert …

Auch bei uns läuft hier nicht nicht immer alles rund und die Anreise nach Pakistan ist nun doch einen Eintrag wert … seit 2 Wochen sind wir nun dran – zunächst genießen wir in Kashgar nicht nur das Stadtleben, sondern warten auch auf unsere Pässe mit unserem Pakistanvisa, die per UPS von Deutschland unterwegs zu uns ins Hotel sind. Tja, da nun schon die erste Panne: UPS braucht eine CHINESISCHE Telefonnummer, damit sie ausliefern – allein die Hoteladresse reicht nicht. Bis sie das gemerkt haben, braucht es schon 4 Tage und weitere 4 Tage und diverse Hotline-Besuche unsererseits (Hotline heißt „am Wochenende niemand ansprechbar…“) bis dann die Pässe tatsächlich nach 10 Tagen im Hotel auftauchten. Super, also alles packen – zum Abschied ein leckeres HotPot-Essen und am Abend noch schnell Geld abheben für die Hotelrechnung am nächsten Morgen. Um uns herum mindestens 5 Banken mit ATMs mit fetten Schildern „24-Stunden Service“ … jaaaaa, die Geldautomaten laufen 24 Stunden … nur: Die Gittertüren davor sind von 18 bis 10 Uhr mit dicken, fetten Vorhängeschlössern verschlossen!!!! Nix 24 Stunden-Service … also erst um 10 Uhr am nächsten Morgen auf zum Shared Taxi Stand für die Fahrgelegenheit nach Tashkurgan, von wo es einen Bus über den Khunjerab Pass (4.693 m) nach Sost in Pakistan gibt – zuuuuuu spät! Bus schon weg, Sammelttaxis schon bis auf den letzten Platz belegt – und die „normalen“ Taxis dürfen keine ausländischen Touristen befördern – entsetzte Blicke bei den Fahrern und wildes Kopfschütteln auf unsere Anfrage, uns doch einfach in einem der zahlreichen Pickups mitzunehmen … um das Ganze zu durchblicken brauchen wir ca. 4 Stunden und werden aber immer wieder von netten chinesischen Touristen unterstützt. Ende vom Lied – nächster Anlauf am nächsten Morgen schon um 8.30 Uhr, weil um 9 Uhr ja der Bus nach Tashkurgan fährt … übrigens gibt viel Gerüchte in Kashgar und im Internet, dass auch der Bus keine Ausländer mitnehmen darf, oder man an einem der unzähligen Checkpoints aussteigen muß. Also erst einmal zurück ins altvertraute Hotel und das Personal inzwischen auf fließend Uirgurisch mit einem freundlichen „Jachschimeses“ (… oder so …) gegrüßt …

 

Am nächsten Morgen sind wir die Ersten an der Busstation … und warten dann auch brav eine Stunde bis der Bus tatsächlich kommt. Zum Glück gibts in einer der Garküchen dampfgegarte Dumplings zum Frühstück – mit Buttertee und Brotbrocken kann ich mich immer noch nicht anfreunden! Bis der Bus sich dann füllt geht es noch bis um 10 Uhr und dann … zockeln wir endlich los! Den ersten Checkpoint erwarten wir gespannt – aber außer den üblichen Formalien geht alles gut! Den ersten Teil der Strecke bis zum Kulmapass (über den kamen wir von Tadschikistan) kennen wir schon – die weiten Ebenen außerhalb Kashgars verschlafen wir dann auch gezielt um im zweiten Teil die Schluchten und die imposanten Berge (bis 7700m hoch !!!) zu bewundern. Der White Sand Lake begeistert uns ein zweites Mal, dort reichen die weißen Sanddünen bis ans Seeufer heran. Yak laufen auch schon mal über den Highway oder werden direkt neben der Straße geschlachtet, zerlegt und direkt auf den Grill verfrachtet … wir bestaunen noch einmal die spektakulären Gletscher des Muztag Ata und genießen die Berglandschaft.

 

Gerade schauen wir ganz in Erinnerungen versunken noch einmal auf die Grenzstation am Kulmapass über den wir vor zwei Wochen aus Tadschikistan eingereist sind, als der Bus nach nun 7 Stunden Fahrt plötzlich den Geist aufgibt. Anlasser, Benzinpumpe kaputt oder so! Viele Männer schauen auf einen Motor, klopfen am Benzintank rum und telefonieren lautstark mit dem Handy … draußen auf 4000m weht ein kalter Wind … und nun? Immerhin haben wir Schlafsäcke und Zelt dabei – das hilft zu einer gewissen Gelassenheit. Wir harren also der Dinge, die da kommen – und tatsächlich: nach einer Stunde hält ein weiterer Bus und alles rückt zusammen, so dass ein Großteil der Passagiere umsteigen kann … Wir auch! Bis auf einen kleinen cholerischen Drängelchinesen, der sich irgendwie lautstark und wildest gestikulierend –  warum auch immer – über uns Langnasen genervt hat, verläuft das Umsteigen recht friedlich … (wir waren wahrscheinlich beim Aussteigen zu langsam, weil unsere Rucksäcke vom Fahrer unter den Sitzen festgeklemmt worden waren – bekomm die mal schnell da raus!) … und weiter gehts! –  bei einem pakistanischen Mitreisenden machen wir uns vor dem Aussteigen noch schlau, wo der Bus am nächsten Morgen abfahren würde.

Jedenfalls genießen wir am Abend in Tashkurgan noch unser vermeintlich „letztes“ Bier vor Pakistan – da gibts dann ja wohl nix in der Art … 

Früh morgens gehts los – keine Taxis in Sicht – also im Morgengrauen mit allem Geraffel entlang der Hauptstraße gelaufen … saukalt … aber ein gigantischer Blick auf die Berge ringsum im Morgenlicht! Und wer hatte behauptet, es seien nur 900m zur Busstation??? Nach gefühlten 2 km hat sich dann doch ein Taxi kapern lassen und dann standen wir da – am Khunjerab Port, der chinesischen, wie immer riesig imposanten Grenzabfertigungshalle (Fotos verboten!) – wir allein auf weiter Flur … kurz drauf kommen noch zwei Ukrainer, mit denen wir zusammen unsere Busplatzjagd in Kashgar bestritten hatten. Gemeinsam versuchen wir auszuloten, was hier eigentlich Sache ist … vor der Station, hinter der Station, in der Polizeistation kein Mensch – nur Stacheldraht, eine verschlossene Tür und ein Wachhund … und dann wieder unser Taxifahrer bei seiner zweiten Runde – aus ihm bekommen wir nach viel Hin- und Her mit Google Translate heraus, dass wir zuerst in der Stadtmitte an der Busstation die Bustickets kaufen müssen und es DANN erst zum Khunjerab Port zum Bus geht. Ironischerweise ist der Ticketschalter direkt neben dem Hotel, in dem wir übernachtet hatten. Den morgendlichen Trek entlang dem Karakoram Highway hätten wir uns also klemmen können … Inzwischen sind locker 2 Stunden rum … also alles rein ins Taxi und ab zum Ticketschalter – dort schon eine lange Schlange – aber alle Leute wollen nur nach Kashgar. Und jetzt der Hit des Tages !!! Ob wir denn nicht wüssten: In Pakistan sind zwei Feiertage = Grenze zu und dann ist Wochenende = Grenze auch zu … der nächste Bus fährt erst am Montag !!! Da hängt doch der Infozettel …

Wenn Blicke töten könnten und innerlich laut fluchend finden wir uns damit ab nun vier Tage in einer „idyllischen“ chinesischen Grenzstadt zu verbringen – die erstaunten Blicke im Hotel als wir für 4 !!! Nächte einchecken hättet ihr sehen sollen! Unsere Hauptbeschäftigung hier ist das Entwerfen eines Schlachtplans, wie wir am Montagmorgen (… wahrscheinlich mit etlichen anderen Gestrandeten …) hoffentlich erfolgreich unsere Bustickets nach Pakistan bekommen … ihr dürft gerne alle die Daumen drücken !!! 

Also gut – auch hier gibt es was zu entdecken: Eine Ausgrabungsstätte der steinernen Stadt, die auch einigen Parteifunktionären sehr gut gefällt, ein Weg durchs Grasland (aha …), eine riesige Veranstaltungsstätte für was auch immer … und wieder jede Menge Yak … die frischen Spieße genießen wir wieder mit einem vermutlich nicht letzten Bier in dieser Stadt! An den Wein hier trauen wir uns immer noch nicht dran, trotz der netten Kamele auf dem Etikett.
Auf der Suche nach weiterem Aktionsprogramm haben wir uns an die Experten in unserem Hotel gewendet, aber all unsere Ideen: Fahrrad mieten? Elektromoped mieten? Wanderung in den nahe gelegenen Bergen? Sightseeing Fahrt nochmal hoch Richtung Karakul Lake? … werden mit einem sehr freundlichen, entschuldigenden Achselzucken und dem Satz „das geht für ausländische Individualtouristen leider nicht“ beantwortet. Dafür gibt es für heute eine Hochzeitseinladung in der Nachbarschaft. „Da fallt ihr gar nicht auf, die Leute feiern hier drei Tage lang … jaaaa, das haben wir heute Nacht gehört =) =) =)  

… nun mal schauen, was dieser Tag so bringt …