In den Emiraten der Superlativen

In den Emiraten der Superlativen

20. März 2019 3 Von cschellh

Von Addis Ababa fliegen wir via Bahrain nach Dubai – leider ist der Aufenthalt in Bahrein länger als geplant, da wir verspätet in Addis abfliegen und damit den Anschlussflug verpassen. Macht nichts, wir kommen trotzdem gegen Abend in Dubai an. In Dubai waren wir in den letzten Jahre mehrmals am Flughafen, haben aber nie die Emirates besucht – das wollen wir jetzt nachholen und vor allem sind wir mit Julia und Alex verabredet. Auch in Dubai gibt es noch einen Duty Free vor der Zollkontrolle und so lässt sich noch schnell eine Flasche Freixent für Alex besorgen, der zu seinem Geburtstag in Dubai ankommt. Am Abend wird die Sektfalsche mit einem Schal umwickelt und wir stoßen klammheimlich auf der Hotelterrasse an … der Rest der Gäste sitzt zum Glück unten im Restaurant!

Julia versorgt uns mit Nachschub an allem Möglichen, was wir Reisenden so brauchen und unterwegs nicht bekommen – Medikamente, Kosmetika, Bargeld, Sandalen, eine neue Ortliebtasche ( … so langsam zeigt sich der erste Materialverschleiß …) – nur die neue Trekkinghose für mich ist nicht mehr rechtzeitig in Waldkirch eingetroffen ?… im Austausch gehen etliche Sachen, die wir nicht mehr brauchen (über Thailand) zurück, schließlich haben wir eh ständig zu viel Gepäck mit unserem ganzen Campinggeraffel !

Untergebracht sind wir in einem kleinen Heritage Guesthouse direkt am Dubai Creek, gemütlich und mit privater Atmosphäre und zudem strategisch geschickt direkt an der Metro. Einmal über den Creek mit der Fähre und wir sind mitten im alten Viertel mit Gewürz- und Gold – Souk, beide Märkte sind für Touristen zurecht gemacht – trotzdem ist das Angebot ganz gut. Julia und ich sind auf der Jagd nach Vanilleschoten aus Madagaskar. Wir finden einen Laden mit guter Qualität und feilschen mit dem Händler um den Preis, allerdings sind unsere Umrechnungskünste von Dirham in Euro nicht die besten an diesem Morgen ?– aber zum Glück ist der gute Mann zu gierig und schlägt wegen ein paar Dirham nicht gleich ein und so kann Sonja uns noch retten, bevor wir 100 g Vanilleschoten zu 100€ als vermeindliches Schnäppchen kaufen … Wir sind erleichtert und der Basari ärgert sich sicher – für beide Seiten eine Lehre.

Am Nachmittag geben wir uns das richtige Dubai – Feeling: Die „Dubai Mall“ – 1.200+ Geschäfte … der Kontrast zu Äthiopien könnte kaum größer sein. Im Wesentlichen Department Stores von Luxusläden (Dior, Versace, Gucci, etc.) bis was man halt so in Malls findet: adidas, Hilfiger usw. angereichert mit den typischen orientalischen Duftläden, die für unseren Geschmack streng riechende Essenzen anbieten. Wir gönnen uns Sushi bei einem chic aufgemachten Japaner mit Roboter Concierge.

Für den Sonnenuntergang haben wir einen Besuch auf dem Burj Khalifa reserviert – mit 828m derzeit der höchste Wolkenkratzer der Welt. Mit vielen anderen Gästen besuchen wir den 124. & 125. Stock, wohin wir mit 10 m/s in weniger als einer Minute transportiert werden. Der Ausblick von den Besucherplattformen ist grandios und gibt einen beeindruckenden Überblick über die Hochhaus – Architektur in Dubai. Dagegen versinkt die Sonne eher unspektakulär im Dunst über dem Persischen Golf. Mit der einbrechenden Dunkelheit werden nach und nach Gebäude und Straßen beleuchtet und Dubai erscheint nochmal in einer ganz anderen Perspektive. Sonja ist fasziniert von den Wasserspielen am Fuße des Turms, die alle 30 Min stattfinden und deren Fontänen auch von hier oben imposant wirken. Als wir wieder unten ankommen wird das neue Hochhausprojekt von Dubai beworben – in ein paar Jahren soll ein Turm mit über 1.000 m Höhe fertig sein – das Modell sieht spektakulär aus. Man bietet uns Wohnungen zum Kauf an, aber das Feilschen lassen wir nach den morgendlichen Erfahrungen besser ?.

Tags darauf ist Freitag und Dubai ist deutlich in Wochenendstimmung. Auch wir fahren raus Richtung Jumeirah mit Wasserpromenade, Marina und Stränden. Ein Bummel entlang der Promenade führt uns sowohl an sehr schönen als auch eher langweiligen Apartmenthochhäusern und -komplexen vorbei. Mitten drin lotst uns Tripadvisor in ein Steakhouse – so etwas stand bei mir schon länger auf dem Programm! Wir sind jetzt seit sieben Monaten in Ländern unterwegs, in denen vorwiegend mit den Händen gegessen wird ☞alles kommt mundgerecht und klein geschnitten auf den Tisch ?. Schon lange vermisse ich ein ordentliches Stück Fleisch … da ist das Ribeye – Steak genau die richtige Therapie?. Der anschließende Besuch am Strand ist dann doch ein kleiner Schock – dicht an dicht grillen vorwiegend Touristen und Expats in knappen Bikinis und Speedos in der Sonne und dazwischen sitzt eine kleine Gruppe einheimischer Frauen in Abeyyas, den schwarzen Überwürfen …

Der Rückweg führt uns noch in die „Mall of Emirates“ – wer kennt die Berichte nicht von dem Skifahren in der Halle am Rande der Wüste – und doch stehen wir fasziniert an den Glasscheiben und schauen dem skurrilen Treiben in schweizer Dekolandschaft zu. Julia’s Herz schlägt eher für die „Cheese Factory“ nebenan mit einer Riesenauswahl an amerikanischen Käsekuchen. Julia und Alex fliegen noch am Abend weiter nach Phuket – Strand, aber richtig.

Sonja und ich haben noch einen Extra-Tag und fahren nach Abu Dhabi – wir wollen die Zayed Grand Mosque besuchen. Mit dem Bus und ÖPNV geht dies auch in den Auto-lastigen Emiraten relativ gut. Wir haben den Eindruck, dass Abu Dhabi wesentlich bescheidener auftritt als Dubai, auf jeden Fall unterscheidet sich die Skyline deutlich. Aber an der 2007 eröffneten Moschee wurde an nichts gespart! 80 Marmorkuppeln auf 1.096 Säulen mit Einlegearbeiten nach dem Vorbild des Taj Mahal, über 100 m hohe Minarette, der größte Teppich (5.700 qm), die schwersten Kronleuchter mit Swarovski Kristallen (12 t) usw. Der strahlend weiße Bau zieht uns in seinen Bann, die angebotene Führung ist locker und kurzweilig und als es Abend wird, wollen wir unbedingt noch das Gebäude illuminiert sehen, obwohl wir in dem kalten Wind zwischen den Säulen schlottern. Als wir schließlich aufbrechen ist keine Zeit mehr für andere Sehenswürdigkeiten, dabei versucht Abu Dhabi doch mit Kunst und Museen (z. B. Louvre) im Persischen Golf zu punkten.

Drei Tage haben wir in dieser für uns künstlichen Welt verbracht und es hat uns wesentlich besser gefallen als im Vorfeld erwartet.