Mit den Kamelen im wilden Osten

Mit den Kamelen im wilden Osten

14. September 2018 5 Von sschellh

Von Pasor aus fahren wir weiter Richtung Osten das Bartangtal hoch. Die Straße wird immer abenteuerlicher – kaum noch Dörfer und Menschen … über einen teilweise schwindelerregenden Pass gelangen wir auf 4000m Höhe auf die weiten Hochebenen vor Jalang.

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Dort leben kirgisischstämmige Nomaden in Jurten auf ihren Sommerweiden. Bei ihnen quartieren wir uns für eine Nacht ein. Schauen beim Yakmelken zu und ein paar Kindern bei der Hundeerziehung … Genießen frisches Nan mit Yakbutter und Yoghurt – kulinarisch geht es hier nun wieder bergauf … die Menschen haben gute Connections zu kirgisischen Obstgärten … (die liebe Verwandtschaft ) … und es gibt auch wieder Obstkompott. In puncto Obst meldet sich bei uns die Sehnsucht und auch der Gedanke an ein kaltes Bier oder eine frische Johannisbeerschorle kommt öfter mal um die Ecke geschlichen…

In Jurten schlafen ist eine kuschelige Angelegenheit … der Ofen in der Mitte spendet mit Yakdung befüllt ordentlich Wärme – nur gegen Morgen wirds dann frisch.

Weiter geruckelt zum Karakulsee …

Begleitet werden wir seit Pasor von der Info, dass das Benzin von unserem Auto etwas knapp bemessen ist – es wird über Abkürzungen spekuliert und an der Hoffnung festgehalten in Karakul Benzin zu bekommen … das war dann leider nix. Aber immerhin haben wir es bis dorthin geschafft … nun wieder tadschikische Improvisation: Im Kanister und per „Taxi“ soll das Benzin am nächsten Tag von Murghab geliefert werden – 3 Stunden über Holperstraßen … wir staunen nur angesichts dieser logistischen Kapriolen und das Benzin kommt dann auch erst am übernächsten Tag. Das beschert uns eine „Wanderung“ auf dem Pamir Highway. 10 km Asphalttreten um einen Sonnenkalender aus Urzeiten zu bewundern – den Rückweg auf der Straße verweigern wir. Statt dessen geht es über die Grassteppe am See entlang. Dort sind die Dorfbewohner am Heumachen für den Winter. Ganze Familien haben sich in „Wohnmobilen“ vor Ort eingerichtet – auf der Ladefläche das Wohnzimmer, die Schlafmatten zusammengerollt im Hintergrund. Die Küche draußen vor der Tür …

Von Karakul gehts weiter über den Pamir Highway Richtung Murghab – die erste Freude über Asphalt nach 4 Wochen macht schnell der Erkenntnis Platz, dass auch hier Spurrillen, Schlaglöcher etc. wilde Ausweichmanöver erfordern… nie wieder beschwer ich mich über ein paar Dellen auf der A5 ; )

Die Strecke nach Rangkul, wo wir unseren nächsten Trek mit Kamelen starten möchten, zerrt dann endgültig auch an den Nerven unseres Fahrers und er bangt um sein Auto … gefühlt muss am Abend jede Schraube nachgezogen werden.

Somit ist dann das Reiten auf den Kamelen für uns eher erholsam schaukelig. In den Weiten der Steinwüste an der Grenze zu China verbringen wir unsere letzten Trekkingtage in Tadschikistan. Das Wetter wird in diesen Höhen langsam herbstlich und nachts fällt schon der erste Schnee. Auch beim Überqueren eines Passes von 4.665 m begleiten uns erste Schneeflocken … und die Erkenntnis, dass auch Kamele höhenkrank werden können – alle 20m anhalten und die gewaltigen Tiere durchschnaufen lassen … aber schließlich haben es alle geschafft!

Die Herden der Nomaden kommen nun auch in tiefere Lagen – und die Yaks unterhalten uns nachts durch Geschnaufe und Grasgerupfe direkt neben dem Zelt … wisst ihr wie dünn Zeltwände sind ??? Und was Yaks für imposante Hörner haben ??? Da hilft dann um Mitternacht nur Oropax und eine entspannte Lebenseinstellung … dafür schaut uns dann morgens beim Zeltöffnen ein Yakkalb an, das sich grad zum Frühstück an unseren Abspannleinen versucht – die Frage, wer sich mehr erschrocken hat, bleibt hier mal offen …

Angesichts der Wetterlage und dem wegen Wintereinbruch bereits geschlossenen Yurtstay gehts nach drei Tagen weiter nach Murghab. Hier müssen wir uns endgültig dem Thema stellen, wie wir von Tadschikistan nach China kommen. Der direkte Weg führt über den Kulma Pass – 90 km LKW-Transitstrecke bis zur Grenze. Dieser Pass ist erst seit einem Jahr überhaupt für Touristen offen und ob das auch verlässlich so ist entscheidet sich hier häufig dann direkt vor Ort – es kursieren die wildesten Gerüchte.

Auf geht’s Richtung „Land der aufgehenden Sonne“ …

Wir haben jedenfalls riesiges Glück … nachdem uns unser Guide Tobchi und unser Fahrer nach einer abschließenden Pistenhoppelei an der Grenze auf dem 4600m hohen Kulmapass aussetzen geht es zusammen mit etlichen tadschikischen Truckdrivern in nur 1,5 Stunden durch den chinesischen Zoll. Was die da mit unseren Handys gemacht haben steht mal in den Sternen, sah aber James-Bond – mäßig aus…. anschließend werden wir jeweils in einen tadschikischen Laster verfrachtet und ab gehts den Pass auf der chinesischen Seite wieder runter. Nächste Grenzkontrolle … und schon stehen wir mit Sack&Pack vor dem Grenzgebäude an der Landstraße in der chinesischen Pampa. Beim letzten Grenzschützer versuche ich mit Google Translator Informationen zu Bussen zu erhalten – „ja, die gibt es“ – „wie hält man sie an?“ – „manchmal winken die Windmühlen“ übersetzt Google – es dauert eine Weile bis wir das verstehen ?. Doch dann bleibt uns kaum Zeit uns anhaltermäßig am Straßenrand zu positionieren als auch schon ein Hupen ertönt und uns ein freundlicher Uigure in sein Auto verfrachtet und durch imposante Berglandschaften die 3 Stunden bis Kashgar kutschiert. Niemals hätten wir damit gerechnet diese Strecke an einem Tag zu schaffen und bereits am Abend auf dem Nachtmarkt von Kashgar das ersehnte eiskalte Bier zu genießen und uns mit leckeren uigurischen Gerichten zu verwöhnen …