2.200 km Rajasthan auf einer Royal Enfield

2.200 km Rajasthan auf einer Royal Enfield

23. Dezember 2018 2 Von sschellh

Jaipur fühlt sich schon fast wie Zuhause an, als wir nach unserer unfreiwilligen Busfahrt am Abend in unserem vertrauten Quartier „Bissau Palace“ aufschlagen. Bei unserem letzten Aufenthalt Ende Oktober hatten wir bei Javed eine Royal Enfield Classic 500 (27PS) reserviert. Drei Wochen werden wir damit durch Rajasthan touren.

Am nächsten Morgen sortieren wir wieder mal unser Gepäck um – diesmal muss ja alles aufs Motorrad passen. Zwei 40l Ortliebtaschen (… die haben inzwischen auch schon Einiges erlebt …) und ein 35l Rucksack. Ich schaue schon etwas kritisch, ob das mit uns zusammen auf ein Bike passt … Am nächsten Morgen holt uns unser LieblingsRikschaFahrer Max ab und fährt uns zu Javeds Shop. Hier geht es gewohnt indisch zu: Erstmal einen Chai … das reservierte Bike hatte am Morgen bei der Testfahrt geschwächelt, also wird der Gepäckträger auf ein anderes Bike ummontiert. Und einen Helm für meinen Frauenkopf gibt’s auch nicht – kein Problem … wir werden mit Max erstmal zum Bazar geschickt – einen Helm kaufen! Chris braucht noch Handschuhe und „Bikeschuhe“. Bis dahin ist dann auch das Bike fertig und wir trauen uns ins wahre Leben …

Genaueres zum Motorradfahren in Indien ergänzt Chris in diesem Beitrag kursiv ? ? ? … ich halte mich zunächst mal an das Motto „Festhalten und Ommmmmm“ und bewundere Chris‘ Gelassenheit in all dem Verkehr!!!

Jetzt nehmen wir aktiv teil am größten Chaos, das Indien zu bieten hat – dem Straßenverkehr – und wir haben endlich unsere eigene HUPE!! Ein Land ohne Regeln bzw. ohne, dass diese beachtet werden, allgemeine Disziplinlosigkeit. Ein Land, wo Geschubse und Gedrängel zum Alltag gehören – da ist motorisierter Verkehr die nächste Stufe Unterwegs-Seins …
Im Prinzip gilt Linksverkehr in Indien, aber eigentlich heißt es eher „shortest path first“ – warum einen Umweg fahren, wenn es entgegen der Fahrtrichtung kürzer ist – „Dijkstra“ scheint indischen Verkehrsteilnehmern in die Wiege gelegt zu sein. Also ist mit Gegenverkehr immer und überall zu rechnen.
Kreisverkehre sind übrigens wie gemacht für Indien – je mehr Zufahrten desto mehr Chaos, am liebsten noch mit einem Tempel im Zentrum – der Adressat fürs Stoßgebet … Jeder fährt in den Kreisel ein bis zur absoluten Blockade – tut sich eine Lücke auf, wird sie sofort von einem Moped oder Fahrrad geschlossen. Irgendwo blinkt eine Ampel oder ein Uniformierter trillert auf seiner Pfeife und schwingt einen hölzernen Stab wie einen Dirigentenstab – alles ohne große Wirkung. Höchste Konzentration für alle und auch hier ist die Fahrrichtung flexibel.
Immerhin kann man sich – wahrscheinlich einem darwinistischen Prinzip folgend – darauf verlassen, dass im Verkehr alle aufmerksam sind – Rücksichtsname ist allerdings ein Fremdwort. Die totale Unberechenbarkeit gilt dann für die indische Tierwelt, die wir auf den Straßen antreffen – Kühe, Wasserbüffel, Kamele, Elefanten, Pferde, Ziegen, Schafe, Haus- und Wildschweine, Affen, Pfaue und was auch immer. Kühe sind einfach überall: In den Städten, auf den Landstraßen und Expressways – auf letzteren lieben sie insbesondere den Mittelstreifen.
Nun ja, da hilft nur sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen, soweit es eine deutsche Sozialisation erlaubt. Zum Fahren entgegen der offiziellen Fahrtrichtung kann ich mich allerdings nicht wirklich durchringen … 

Zum Einfahren haben wir uns als erste Etappe in weiser Voraussicht  auch nur eine kurze Distanz ausgesucht. Das Amber Fort 20 km außerhalb von Jaipur steht für heute noch auf der ToDo-Liste. Eine große imposante Festungsanlage, durch die wir am Spätnachmittag bummeln. Am nächsten Morgen noch die Stepwells angeschaut – auch optisch eine interessante Konstruktion. Hinuntersteigen ist nicht erlaubt – da erschallt sofort die Trillerpfeife …

Heute geht es weiter nach Pushkar, bekannt für seine Ghats an einem kleinen See in der Stadtmitte. Pushkar ist einer der wenigen heiligen Orte für den Gott Brahman – als ihm eine Lotusblüte herunterfiel entstand der See mitten in der Wüste … Auf dem Weg nach Pushkar bewundern wir an einem weiteren See noch Unmengen von Pelikanen – mit denen hätte ich in Indien irgendwie nicht gerechnet … In Pushkar werden wir gleich mal zum nächsten Ghat am See gelotst: Echt ein netter Trick – jemand drückt dir freundlich eine Handvoll Blüten mehr oder minder im Vorbeifahren in die Hand. Die Blüten sollen wir schnell noch in den See werfen … sind NUR heute wirksam zum Wohle der ganzen Familie … oder was du dir sonst so wünscht. Na ja, kann ja nicht schaden – und so einen ersten Blick auf den See wollen wir gerne werfen. Dort empfangen uns zwei freundliche „Priester“ und zelebrieren mit jedem von uns eine kleine Puja … Vorsagen, Nachsprechen (… was ich da auch immer auf Hindi vor mich hinmurmel … innerlich schon fluchend: „WIE LANGE sind wir jetzt in Indien, um immer noch auf so Aktionen reinzufallen????!!!!“) Und prompt am Ende die Aufforderung vööööllig freiwillig 10$ oder so zu spenden – natürlich direkt an den Priester und jaaa nicht in die mit einem Schloss verriegelte Spendenbox. Über deren Schlitz wird im Vorbeigehen schnell eine Zeitung drapiert … die kann ich aber elegant zur Seite schieben und a bissle hätten wir ja für die Aktion schon gespendet. Aber nein, es gibt weiterhin Einwände … inzwischen wird der Priestertonfall etwas unpriesterlich … ok, wir können auch anders – und gehen ungerührt zurück zum Motorrad und suchen dann mal unser Hotel. Dort ist die Masche schon bekannt und wir erfahren, dass wir uns genau richtig verhalten haben. YES!!! (… doch schon was gelernt …)
Jetzt wissen nur die Götter, ob die Puja trotzdem wirkt ; )
Wir genießen am Abend einen Bummel um den See herum und schauen dem heiligen Treiben dort zu … jede Menge Sadhus in Aktion, eine große Puja wird für viele Menschen zelebriert … hier und da zeigen sich alte Hippies, die sich wie in Trance zu indischer Trommelmusik im Kreise drehen … am Morgen beobachten wir wiederum die Waschrituale an den Ghats – es ist für mich immer noch etwas verwunderlich, wie frei die Menschen sich dort in aller Öffentlichkeit entkleiden und waschen, während an anderer Stelle die Frauen sich nicht in den Swimmingpool trauen oder nur im Sari baden gehen … wir halten uns dementsprechend bei unserem Morgenspaziergang auch lieber etwas im Hintergrund.

Und dann steht heute eine lange Etappe Richtung Norden auf dem Plan – am frühen Nachmittag wird klar, dass wir es nicht bis Bikaner schaffen und plötzlich auch gar nicht so recht wissen, warum wir dort eigentlich hinwollten. Die anvisierte Wüstentour mit den Dromedaren haben wir wegen schönerer Dünen eh nach Jaisalmer verlegt. Also spontan umgeplant und in Nagaur ein Hotel gesucht. In einem Riesenpalazzo (diese Dinger werden hauptsächlich für Hochzeiten und sonstige große Feste genutzt) werden wir freundlich empfangen – und einigen uns nach einigem Hin-und Her auch auf einen reellen Zimmerpreis. „Und – ja, die laute Musik dauert nur noch eine Stunde, dann ist komplette Ruhe!“ Wir dürfen so lange an den Swimmingpool auf der anderen Straßenseite. Und uns dort aus zehn dreckigen Handtüchern das Sauberste raussuchen – die haben echt Nerven, die Inder! Aber das Wasser ist picobello und die laute Musik, die als Service für uns dort auch gleich angestellt wird können wir durch wilde Handzeichen wieder abstellen … Nach einem erfrischenden Bad (… auch in Rajasthan nähern sich die Nachttemperaturen dem Winter und die Wassertemperatur passt sich an …) kommen wir zurück ins Hotel. Immer noch laute Musik und es werden neben großen Boxen unterhalb unseres Zimmers weitere Aufbauten getätigt. Nun doch mal schnell die Akteure gefragt, was hier eigentlich abgeht – ohhhh, am Abend gibt es einen Song-Contest wird mit begeistertem Lächeln erzählt. Uns entgleist das Lächeln etwas und es kommt zu einer kurzen aber zackigen Diskussion mit dem Hotelmanager, der uns so ungeniert belogen hatte. Wir ziehen um ins Hotel gegenüber ( … inzwischen ist es dunkel und nur noch die Aussicht auf einen einigermaßen ruhigen Nachtschlaf prägt die Auswahl). Als es im Foyer des neuen Hotels noch Diskussionen um die Rückgabe der geleisteten Anzahlung gibt ( …wir hätten ja den Pool benutzt … Eintritt 20 Rp … für uns wären es dann 500 Rp gewesen) musste ich dann doch mal etwas lauter werden – Ende vom Lied: Viele interessierte Blicke des Restaurantpublikums, 500 Rp auf die Hand zurück und unser Gepäck wurde vom Hotelpersonal zum neuen Quartier rübergetragen. Auch wir gewöhnen uns an rauhen Tonfall zur richtigen Zeit – und geben dann gerne ein abschließendes Lächeln und ein Namaste! zurück.

Am nächsten Tag fahren wir so richtig „über Land“ Richtung Phalodi – die Stopps unterwegs zum Beinevertreten und für einen Chai sind immer ein Erlebnis. Gleich beim ersten Stopp können wir ein Mädchen bei Akrobatik auf dem Hochseil beobachten – sooo cool!

Die Fahrten über Land geben eine Einführung in indische Überholtechnik ? Überholt wird überall und ohne Verluste – bei Gegenverkehr, in Kurven, einfach überall! Das Ganze gerne auch mehrstufig, d.h. ein Moped überholt den Traktor und wird seinerseits von einem Bus überholt … Spurhalten ist eh ein Fremdwort und so wird auch links und rechts überholt – was halt gerade geht ?

In Phalodi lassen wir ein bisschen die Seele baumeln und lassen uns am nächsten Tag die Umgebung zeigen – Landleben pur:

Ein Mann hat sich dem Kranichschutz verschrieben und füttert jeden Tag zwei Gruppen von Kranichen, die morgens pünktlich aus verschiedenen Himmelrichtungen auf seinem Feld aufschlagen. Das weiß auch schon die örtliche Katze, die offensichtlich ihren Spaß hat in dem Vogelschwarm mal ein bisschen für Stimmung zu sorgen … Anschließend schauen wir uns die Salzgewinnung an – in großen Becken verdunstet das Wasser in 2-3 Tagen und die Arbeiter schieben das noch feuchte Salz zu großen Haufen zusammen, die dann abtransportiert und in alle Welt verschifft wird. Eine heftige Arbeit und die Lebenserwartung (50 Jahre) der Leute dort ist dementsprechend nicht sehr hoch.

In der Mitte vom Nirgendwo wird seit 10 Jahren an einem riesigen Tempel gebaut – wir stehen staunend davor und wundern uns mal wieder …

Zum Mittagessen sind wir zu Gast bei einer Familie und bewundern die mit Ornamenten geschmückten Lehmhäuschen und die selbstgewebten Teppiche. Nach einem „original rajasthanischen Wüstenessen“ bekommt Chris noch gezeigt wie man den Safa gekonnt auf dem Kopf drapiert. Und schon ist die Idee geboren „So etwas braucht Mann auch!!!“ Ich finde die Safas auch super schön wie ihr im Verlauf des Beitrags an den Fotos sehen könnt. Es sind herrliche Farbklekse in der Wüstenlandschaft Rajasthans!
Ein unglaublich abwechslungsreicher und informativer Tag!

Uns zieht es weiter in die weite Wüstenlandschaft nach Jaisalmer und mit den Dromedaren so richtig in die Wüste. Ich bekomme „Heimatgefühle“ – und hänge mit den Gedanken ein bisschen in Marokko. Die Wüste hier ist anders als die Sahara – viel mehr Bewuchs und nur einzelne kleine reine Sanddünengebiete. Aber die Ruhe tut einfach gut – und ich liebe es, die Zehen in den Sand zu buddeln, in den Sonnenuntergang zu träumen, abends am Lagerfeuer zu sitzen und nachts dann Tausende von Sternen über mir zu haben! Und zum Aufwachen beim Sonnenaufgang einen heißen Chai ans „Bett“ – DAS ist Lebensqualität!!!
(… und ich finde, Chris steht der Safa echt gut !!!)

Nach zwei Tagen Ausspannen im Sand schauen wir uns noch das Fort in Jaisalmer an – die vielen Souvenirshops sind etwas erschlagend … was Tourismus mit Menschen&Orten so macht – Reisen verändert die Welt …

In den Städten können wir jetzt auch immer mithupen ?. Gehupt wird in Indien gerne und ständig … es kann so ziemlich alles bedeuten: … Achtung, hier bin ich … ich seh zwar nichts, aber überhole mal … MEIST: so sollte ich nicht fahren, tue es aber trotzdem – also aus dem Weg mit euch!!! … Und dann gibt es noch die Kollegen, die zu glauben scheinen ohne HUPEN geht Mopedfahren nicht – Dauerton …

Weiter geht’s für uns nach Jodhpur – wieder „über Land“ … die Mittagspause lässt uns wieder Neues entdecken und mit manch Einem ein „Schwätzchen“ halten.

Wo immer wir stoppen freuen sich die Leute ungemein – die Männer schauen sich die Enfield an und wollen mehr Details wissen … ist das Euer Motorrad ? … was kostet die Miete am Tag? … wo kommt ihr her? … wo geht es hin? … Bei einem Stopp muss ich sogar das neueste Modell der Royal Enfield 350 eines Locals probefahren!

Und dann Jodhpur – die blaue Stadt. Blau ist die Farbe der Brahmanen. Sieht hübsch aus! Und die Stadt beginnt die historische Innenstadt zu restaurieren – kreativ wird neu&alt zusammengeführt … der Maharaja bringt sich wohl auch sehr aktiv ein. Direkt neben unserem Hotel liegen restaurierte Stepwells „Tunwarji ka Jhalra“, in denen sich morgens die Kraniche ein Stell-Dich-Ein geben. Aus einem gemütlichen Café heraus beobachten wir die Jagd um die Frühstücksfische – die Kormorane fangen einen Fisch, der ihnen dann von einem Reiher abgejagt wird und dann lauern die Hunde dem Reiher auf … aber meistens ist der Reiher der Gewinner (… wenn er es denn schafft den Fisch durch seinen schlanken Hals hinunterzuwürgen …)

Auch am imposanten, die Altstadt überragenden Fort wird permanent gearbeitet und mit Hilfe einer toll gemachten Audioführung lassen wir uns in die Geschichte dieses historischen Ortes entführen.

… am nächsten Morgen vom Jaswant Thada , dem königlichen Kremationsplatz und Mausoleum, noch einen letzten Blick auf die blaue Stadt.

Nun geht’s über kleine Straßen weiter nach Süden Richtung Aravalli Berge und Udaipur.
Tja, die kleine Straße sah auf maps.me echt reizvoll aus – und im ersten Dorf frag ich noch zwei freundliche Inder „road ok?“ – zurück kommt ein freundliches Kopfwackeln (… dass das NEIN heißt hatte ich eigentlich schon irgendwo gelesen, aber zu diesem Zeitpunkt definitiv vergessen …) … freudig fahren wir also weiter – um 10 km weiter festzustellen, dass die Straße über die nächsten 50 km (!!!) eine einzige Baustelle ist. Heißt: Einspurig entweder Asphalt mit Riesenlöchern, Bumps ohne Ende, immer wieder Sandpassagen … und gerade sagt Chris, dass grobkörniger Schotter noch schlimmer sei als uns dieser hinter dem nächsten Erdwall auch noch beschert wird … liebe Leute: Da wird Motorradfahren zum Krimi! (…und natürlich sind wir auch hier nicht alleine unterwegs, sondern teilen uns die Piste mit verrückten Busfahrern, unnachgiebigen Geländewagenfahrern, Kamikaze-Motorradfahrern, Kuh-und Ziegenherden ….und, und, und – somit 50 km volle Konzentration, ein paar Gleichgewichtsübungen und Rutschpartien, Schweißausbrüche und Stoßgebete … das Fotografieren ist mir in der Situation dann auch vergangen …) An diesem Abend haben wir uns ein Feierabendbierchen redlich verdient …

Baustellen sind in Indien spannend – es scheint das Anliegen der Verantwortlichen zu sein erst einmal den bestehenden – auch schon fragwürdigen Belag auf möglichst langer Strecke abzutragen. Der Verkehr quält sich dann über was halt immer der Boden und der Baustellenfortschritt so hergibt. Aber nach Fortschritt sieht es selten aus … wildes Verteilen von Baumaterial und sonst eher Ödnis. Wenn jemand arbeitet, dann macht es eher den Eindruck als ob man zufällig vorbei gekommen ist und halt mal etwas rumbuddelt … meist sind Frauen in bunten Saris dabei und tragen für die Erdbewegungen in großen Schüsseln Schotter auf ihrem Kopf balancierend irgendwo hin. Manchmal sieht man schweres Gerät – Bagger, Planierraupen … – die aber  kaum genutzt werden, ab und zu sitzt jemand drin – und spielt im Zweifelsfalls mit dem Handy, so tut sich selten etwas … Somit müht sich unsere schwere Maschine durch allen möglichen Untergrund – dabei liebt sie eigentlich gemütliches Cruisen auf der Landstraße im fünften Gang bei 70 – 80 km/h – genau wie Fahrer und Sozia ?

Dafür ist die Fahrstrecke durch die Aravalliberge am nächsten Tag um so schöner – motorradfreundliche entspannte Kurven, plötzlich grüne Landschaft, Hochtäler … einfach nur nett! Und Udaipur nimmt uns mit seinem Charme auch gleich gefangen … die Altstadt liegt direkt am See – es kommt ein bisschen Lugano-Feeling auf … oder Luzern? Nette kleine Cafés direkt am Wasser, von unserer Terrasse genießen wir den Sonnenuntergang … und am nächsten Tag natürlich eine Bootsfahrt. Zum Frühstücken haben wir schnell unser Lieblingscafé entdeckt und es kommt ein bisschen Ruhe in unseren Reisealltag ; ) Inzwischen sind wir ein etwas „kulturmüde“ und motivieren uns schließlich doch am Spätnachmittag zu einem weiteren Palastbesuch … ist schließlich der Größte in Indien ; ) Wer will denn das verpassen? Belohnung ist eine sehenswerte Fotoausstellung mit tollen Schwarzweißfotografien aus Maharadja-Zeiten zu Beginn der Fotografie bis in die 60er Jahre – es gibt doch immer noch Neues zu entdecken =)

Am nächsten Tag fahren wir wieder über Land … vorbei an traditionellen Ziegelbrennereien, durch kleine Dörfer, wo uns die Menschen wieder neugierig empfangen und es das Eine oder Andere Kulinarische zu probieren gibt – bis zum See von Jaisamand. Hier betrachten uns neugierige Affen und Chris versucht bouldermäßig einen Elefanten zu erklimmen =)
Auch beim Mittagsstopp erfreuen wir uns wieder an den Farben Rajasthans und es ist offensichtlich, dass es kaum einen Europäer hierher verschlägt. Kokosmilch statt Glühwein, fotofreudige Ehefrauen, eine Bruzzel-Show eines strahlenden Straßenhändlers, Korbflechtdemonstrationen, neugierig spickelnde Kinder aus einem Bus … und ganz viel „Hello! Namaste!“… einfach nur nett solch eine Mittagspause!!!

Kurz vorm Ziel noch einmal in der Pampa verfahren und an der Tankstelle dann ein kleiner Schock: Unseren Gepäckträger hat‘s gekostet – eine Schraube ist durch das viele Geschüttel verloren gegangen und schon ist der Träger an mehreren Stellen gebrochen. Hängt alles ziemlich schief … Hm, ein paar Spannriemen halten das Ganze noch bis zur Unterkunft … Wir übernachten im Raj Mahal (der lokale „Königspalast)“ in Bhindar, als am nächsten Morgen die „Prinzessin“ in der Werkstatt anruft, macht der Mechaniker sofort einen „Hausbesuch“. Kurz darauf stehen wir in einer kleinen Werkstatt und uns wird mit viel Einsatz geholfen. Die Nachbarwerkstatt unterbricht ihr „Team Meeting“ und sorgt für Chai – Gesamtszenario: Einer arbeitet und ganz viele Leute schauen zu, geben schlaue Ratschläge =) Ganz viele Selfies werden geschossen… und nach zwei Stunden ist der Gepäckträger quasi wie neu!

Und wir schaukeln weiter auf kleinen Straßen durch die Dörfer Richtung Bundi – und beim Mittagsstopp kann ich ganz viele Safa-Fotos machen. Die älteren Herren freuen sich über mein Interesse und schauen stolz in die Kamera – so macht Fotografieren richtig Spaß! 

In Bundi lassen wir einen Tag lang auf dem Diwan auf der Dachterrasse einfach nur die Seele baumeln, schreiben am Blog und schauen uns am Spätnachmittag noch ein paar Stepwells an für die Bundi so bekannt ist. Der Zustand dieser Wasserreservoire variiert zwischen Müllkippe, Taubenschlag, öffentliche Toilette und … auf der einen Seite tiptop gefegt (offensichtlich für ein Fotoshooting) … dass wir für die dreckige Variante 200 Rp Eintritt zahlen mussten, während die fast saubere Stepwell umsonst zugänglich war, hat uns dann doch a bissle genervt – die Antwort auf die Anfrage, ob man für das Geld nicht doch mal den Besen in die Hand nehmen könnte ist ein Schulterzucken „Das Geld geht alles an die Regierung und die macht nix …“ Na ja…

Von Bundi fahren wir zum letzten Stop unserer Rajasthantour – zum Tiger Reserve von Ranthambore – wir sind mal wieder auf TIGERJAGD ! Und vor uns haben dort schon erfolgreich Generationen der  Maharajas von Jaipur gejagt. Zweimal sind wir durch verschiedene Sektoren des Parks geruckelt – frühmorgens um 7 Uhr und dann noch einmal in der Abenddämmerung. Es gibt unglaublich viele Rehe … und Wasservögel, Wildschweine, Pfauen und Krokodile … und (angeblich) 65 Tiger! … die sich supergut verstecken =/

Wieder nix mit der Tigerjagd – sollte das etwa der Grund für einen weiteren Rajasthanbesuch werden ??? ??

Wir bringen unsere Royal wohlbehalten zurück nach Jaipur und Javed freut sich – wir müssen unbedingt einen Review schreiben und hervorheben, dass wir 2.200 km ohne Panne mit einem seiner Motorräder zurück gelegt haben …
Es hat uns super Spaß gemacht! Über Land zu fahren und trotzdem Nahe dran zu sein, überall anhalten zu können und die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Leute zu erleben. In den engen Gassen der historische Städten kam ich mir manchmal wie in die Vergangenheit versetzt vor – wie auf einem Kamel oder Pferd reitend.
Und wer als Indienreisender glaubt die Riksha Fahrer sind Chaoten, dann lasst Euch sagen, die sind eher zurückhaltend in ihrer Fahrweise … Busfahrer sind die wirklichen Kamikaze – Driver – muss man verstehen, die rasen schließlich einem nur ihnen bekannten Zeitplan hinterher – keine Rücksicht auf Kollateralschäden ..
CHALO !!! (Hindi: Go!Go!)