Auf Safari in Botswana – Adrenalin pur! ?

Auf Safari in Botswana – Adrenalin pur! ?

22. Juni 2019 3 Von sschellh

Ernüchterung in der Autowerkstatt – Britz will uns keine neuen Hinterreifen spendieren … Aber inzwischen können auch wir pokern: Ein Anruf beim Britz-Vertreter in Maun und Chris zeigt sich entspannt unter der Bedingung, dass wir seine Privatnummer bekommen falls wir im Savuti Park im Tiefsand stecken bleiben … und SCHWUPS – schon gibts das OK für neue Reifen !

Aber erstmal fahren wir ganz entspannt auf Asphalt nach Muchenje um von dort aus am nächsten Tag den Chobe Park zu erkunden. Auf der Campsite gibt es hinter Elektro(!!!)zaun einen kleinen Gemüsegarten und nach langer, langer Zeit gibts für uns mal wieder richtig frischen Pflücksalat. Yummy!!! 

Gleich nach dem Parkeingang am nächsten Morgen lieben wir unsere neuen Reifen – wir pflügen uns auf einer tiefen Sandpiste über Kilometer Richtung Chobe River. Dort zeigt sich dann auch die Vielfalt der Tierwelt … alles kommt hier zum Trinken. Auch Büffel gibt es hier dann zur Genüge … als ich mich gerade laut wundere, dass wir keine Krokodile zu sehen bekommen, entdecke ich aus dem Augenwinkel ein in der Sonne erstarrtes Krokodil, das uns alle seine Zähne präsentiert. Dass die Viecher am Abend ihr Maul wieder zu bekommen ist eigentlich ein Wunder (… der Natur) – meinem Kiefer reicht schon immer ein zeitlich deutlich kürzerer Zahnarztbesuch!

Nach unseren ersten Testsandfahrten (… trotz neuer Reifen wären wir in Flussnähe beinahe stecken geblieben … schwitz!) geht es dann am nächsten Morgen weiter Richtung Savuti. 20 Minuten Teerstraße und dann geht der komfortable  Asphalt nach dem letzten Dorf abrupt in eine schmale Sandpiste über … Hoppla! Ein Riesengeschaukel nach links-rechts-oben-unten … es klappert verdächtig im Gepäckraum … mit Schwung durch die Tiefsandpassagen hindurch ist zunächst die Devise … bis sich das Auto auf einmal angesichts der vielen (rythmisch passenden) Wellen freudig aufschaukelt und wir … ABHEBEN!!! Kleine Flugphase, harte Landung – wir schauen uns doch etwas erschrocken an – und gehen es ab nun langsamer an. Später werden wir völliges Durcheinander im Kofferraum antreffen, die French Press für den Kaffee zerbrochen ? und die Sicherung der Kühltruhe ist auch kaputt! Noch wechselt Chris je nach Pistenverhältnissen tapfer zwischen 2-Wheel und 4×4 hin und her – nur blöde, dass man zum mechanischen Umschalten immer anhalten muss. Das wird uns dann schließlich auch zum Verhängnis und bei einer besonders tiefen Sandpassage steckt der Wagen plötzlich fest. Sch****! Rings um uns Buschwerk … und da wir hier nicht im Zoo sind, natürlich ringsherum auch die afrikanische Tierwelt in freier Wildbahn. Da wird schon zum Pieseln aussteigen zur Mutprobe … ’nen Auto ausgraben ist da mental ein besonderes Highlight! Das Adrenalin steigt jedenfalls belebend … wir schauen uns die Bescherung an und überlegen, ob Graben oder Wagenheber die geschicktere Option ist … da nähert sich Motorengeräusch! Ein Jeep nähert sich und ein netter Herr steigt aus und betrachtet unser Dilemma, schwingt ein bisschen die Schaufel – und zieht uns schließlich mit dem Abschleppseil rückwärts aus der Sandsenke. Wieder einmal Glück gehabt! Klare Ansage: Ab jetzt IMMER im 4×4-Modus fahren!!!  Das hier ist Botswana … Für ein paar Kilometer fährt unser Helfer noch hinter uns um zu Schauen, ob wir jetzt alles im Griff haben und dann rauscht er davon. Am Parkeingang gibt es dann ein Wiedersehen – der hilfsbereite Herr ist der Mensch hinterm Tresen, der die Parkpermits verkauft – ein breites Grinsen strahlt uns entgegen – und wir beglücken ihn mit einer Flasche Wein zum Dank. (Da wird das Grinsen noch fröhlicher!) 

Und wir tuckern weiter Richtung Savuti Campsite – Mitten im Busch … kein Zaun ringsum – die afrikanische Tierwelt & wir. An der Rezeption die Ansage um halb sechs schon ein Lagerfeuer anzufachen – „es seien Tiere unterwegs im Camp“ – AHA ???!!!
Die Empfangsdame an unserer Campsite CV-8 sieht irgendwie auch anders aus als sonst: Riesig, grau, flatternde große Ohren und … ’nen langen Rüssel! Wir stören eine Elefantendame bei ihrem Nachmittagssnack! Na super! Mit der Zeit verstehen wir dann auch was hier vor sich geht: Jede Campsite ist um ein oder zwei riesige Akazienbäume platziert und an diesen Bäume hängen bohnenförmige, getrocknete Schoten, die die Elefanten so gerne verspeisen wie wir unsere Erdnüssen zum Bier! Also Elefantenkopf gegen den Baumstamm stemmen, ordentlich ruckeln und dann … rauschen Unmengen dieser Schoten auf den weichen Sandboden. Dort wird dann jede einzelne Schote penibelst mit dem riesigen Elefantenrüssel aufgesammelt und genüsslich verspeist. Das dauert! Aaaaber … manchmal sind Elefanten auch kleine Schisser und rennen schon weg, wenn man laut BUUUUH! macht oder vorgibt einen Stein aufzuheben (… das gilt aber, glaub ich, nur für unsere zwei Campsite-Ladies!) Jedenfalls raschelt es während des gesamten Abendessens im Gebüsch, Äste knacken und verraten, wo sich die grauen Riesen gerade herumtreiben … im Dunkeln ist das besonders spooky, da Elefanten sich auf dem weichen Sand auch schon mal gaaaaanz leise anschleichen können. Mir bleibt jedenfalls fast das Herz stehen, als ich zu späterer Stunde beim Lesen den Kopf hebe und mir hinterm Baumstamm zwei Meter hinter Chris ein gigantischer Elefantenschädel mit zwei schwarzen Knopfaugen entgegen schaut (… die Stoßzähne nicht zu vergessen!) – die Dame ist wohl noch nicht satt und holt grad aus, um nochmal an der Akazie zu schütteln. Gemeinsam mit unseren südafrikanischen Campnachbarn machen wir erstmal ’ne Runde Krach und etwas zögerlich, weil um ihren Snack gebracht verzieht sich die Dame letztendlich zurück ins Gebüsch … – zum Schlafen hab ich dann die Ohrstöpsel tief in die Ohren gestopft und versucht meine Umgebung mal lieber zu ignorieren! (… und nachts raus zum Pieseln ist hier ein absolutes NO GO!!!) – morgens lässt sich dann anhand der großen Elefantenfußabdrücke sehr gut nachvollziehen wie nahe die Riesen um unsere Dachzelt herumgestromert sind …

Die Safari-Fahrten im Savutipark sind dann leider etwas enttäuschend – für all den nächtlichen Nervenkitzel sehen wir nur sehr sehr wenige Tiere. Es ist einfach alles viel zu trocken! Im Wasserloch am Parkeingang dümpelt ein einzelnes Hippo vor sich hin … und erst nach langer, langer, ruckelnder Pistenfahrt durch den Busch können wir an einem weiteren Wasserloch Elefanten bei ihrem Schlanmbad beobachten. Mit Wonne wird dort geplantscht und gespritzt und sich so richtig eingesaut – zum Schluss noch eine Ladung Staub über den gesamten Körper und das Elefanten-MakeUp für die nächsten Tag sitzt!

Auf der Rückfahrt zur Campsite treffen wir mitten in der Pampa (neben dem sogenannten „Leopard Rock“!) auf einen liegengebliebenen Jeep und einen ratlosen jungen Guide – irgendwas mit der Benzinpumpe oder so, jedenfalls fährt das Auto nicht mehr und … sein Telefon funktioniert hier nicht, ob Hilfe unterwegs ist weiß er nicht sicher und wo er genau ist und wo sein Camp ist – weiß er eigentlich auch nicht so wirklich … er hat grad erst neu angefangen! Der Arme! Ein Blick von Chris unter die Motorhaube bringt irgendwie auch nichts Erhellendes und unser Angebot ihn zu unserem Camp mitzunehmen um von dort aus Hilfe zu organisieren, das geht irgendwie auch nicht … ( Das Firmenauto in der Pampa stehen zu lassen scheint nicht opportun …). Also zücken WIR diesmal das Abschleppseil – und ich sag noch „Die Kiste ist für uns viel zu schwer zum Abschleppen auf dieser Sandpiste“ … aber einen Versuch ist’s wert … na ja, nach 2 km fahren wir uns tatsächlich fast im Sand fest und das hintere Trittbrett vom Mietauto ist heftig verbogen … UMPFFFF! Ratlosigkeit auf beiden Seiten – aber da tuckert uns plötzlich ein großer Laster entgegen: Die Kollegen unseres Pechvogels! Ende gut – fast alles gut … der Laster schafft das Abschleppen bestimmt und wir ziehen weiter unseres Weges. Eine weitere unterhaltsame Nacht im Elefantencamp liegt vor uns ? ?.

Durch die Savanne des Savuti fahren wir auf der Marsh Road (mit weniger Sand) am nächsten Tag Richtung Süden. Das Moremi Game Reserve ist unser nächstes Ziel – aber bis dahin sind ca. 120 km Pistengeruckel zu überstehen. Gegen Ende der Marsh Road dann DIE Überraschung: Wie für uns zurechtgelegt, lümmeln sich direkt neben dem Track zwei Geparden unter einem Baum! Gelassen dösen sie vor sich hin, drehen sich entspannt mal auf die eine dann auf die andere Seite, so dass uns jede Menge Zeit zum Schauen bleibt. Und auch hier wird unsere Geduld belohnt – nachdem die vorbeiziehenden Zebras nur gelangweilte Blicke seitens der Katzen hervorrufen, lockt eine einzelne Giraffe sie tatsächlich aus der Reserve! Gespannt beobachten wir wie sich die Geparden graziös der Giraffe nähern, sich anschleichen – die Giraffe wird zusehends nervöser und die Jagd beginnt … gezielt treiben die Geparden ihr potentielles Opfer immer weiter in die Savanne … was dann dort geschieht entzieht sich unser Kenntnis – weil … zu weit entfernt zum Zuschauen! Also fahren wir weiter Richtung Moremi Game Reserve …

Auch die Khwai Campsite im Moremi Park ist ohne Zaun und zudem noch direkt am Fluss gelegen … also nicht nur Elefanten, sondern auch noch Hippos, die uns abends unterhalten … als dann bei einer Campsite auch noch ein Löwe gesichtet wird (… Ansage „Seid halt a bissle vorsichtig! … öm, WIE ????), sind dann die drei Abende am Lagerfeuer semi-entspannt. Und das Aufwachen auch – echt suuuuuper, wenn um 5.45 Uhr in nächster Nähe ein Löwe sich die Kehle aus dem Hals brüllt !!!

Aber die Game Drives sind hier wirklich der Hammer!!! Wir haben unglaublich Glück und treffen gleich am ersten Morgen auf einen Löwen, der gelassen seine imposante Mähne zur Schau trägt und vor uns auf dem Pfad daher stolziert.

Dazu im Laufe des Tages Hippos zum Sattsehen, Wasserböcke am Flussufer, ein winziges Chamäleon neben der Piste, eine kunterbunte Vogelwelt und majestätische Fischadler … so viel zu Entdecken und das bei sehr, sehr kurzen Fahrdistanzen! Perfekt! 

Wir fahren in diesen Tagen immer wieder ins direkt umliegende Gelände und erkennen nach und nach die Bewegungsmuster einzelner Tiere – und treffen auch tatsächlich noch einmal auf Löwen. Zunächst kreuzt ein männlicher Löwe unseren Weg … läuft zunächst entspannt direkt vor uns her und umkreist einen anderen Safari – Jeep. Laut brüllend steht er schließlich nur 6 m vor unserem Auto – das klingt ziemlich imposant! … das zu Filmen ist mir leider zu spät eingefallen, so fasziniert war ich in diesem Moment! … also gibts nur die Filmsequenz als der Löwe direkt auf uns zu läuft – auch hier muss ich dann im letzten Augenblick den Kopf einziehen und schaue dem Tier zu, wie es in einem Meter Entfernung Aug‘ in Aug‘ am offenen (!) Autofenster vorbei stolziert. WHOW !!!

An diesem Morgen treffen wir schließlich auch noch auf zwei Löwinnen mit ihren drei Jungen von denen uns schon berichtet wurde. Auch hier ist zunächst Geduld angesagt … im wogenden Gras am Fluss sehen wir zunächst nur die Ohrzipfelchen und es schaut aus, als ob sich die Löwenfamilie von uns weg bewegt. Bis dann eine Löwin eine Kehrtwende macht und direkt auf unser Auto zusteuert! So zieht dann erst die eine und dann die andere Löwendame direkt vor uns über den Weg und nach einer gefühlten Ewigkeit machen sich dann widerstrebend auch die Kleinen auf den Weg. Unser Auto finden sie ziemlich interessant, beäugen uns neugierig, balgen sich im Gras, knabbern a bissle am herumliegenden Buffalohorn und lassen sich schließlich bei ihren Mamas im Schatten nieder. Hier verweilen wir dann einige Stunden und werden mit netten Szenen aus dem Löwenalltag belohnt. Als die gesamt Familie schließlich in einen Mittagsschlaf abdämmert ist es auch für uns Zeit für eine ausgedehnte Mittagspause samt Nickerchen … die unruhigen Nächte sorgen doch für ein gewisses Schlafdefizit!


Am Spätnachmittag schauen wir noch einmal nach „unserer“ Löwenfamilie und finden sie näher am Fluss … bei Abendfressen. Heute gibts … Impala! Die Jagd haben wir leider … verschlafen! So schauen wir beim Festessen zu und schmunzeln über die kugelrunden Bäuche der Löwenkids. Einer der Drei hat sich einen Erdhügel als Kopfkissen ausgesucht und schlummert tiefenentspannt vor sich hin – fehlt nur noch lautes Schnarchen!

Am nächsten Morgen ist vom Impala fast nichts mehr übrig – die Geier vollenden ihr Werk und eine Fleckenhyäne streitet sich mit den Schakalen um die letzten Leckerbissen.

Wir hoppeln noch einen Vormittag am Fluss entlang gen Westen und schauen den Hippos am Dombopool zu – manche haben ihren Bauch zu lange in die Sonne getreckt … schaut schwer nach Sonnenbrand aus! Und zum Abschluss gibts noch einen dösenden Löwen im Baumschatten am Seeufer wieder absolut auf Tuchfühlung. … bis ein paar Südafrikaner trotz unseres eindrücklichen Signalisierens zum Langsamfahren – weil LÖWE!!! – das arme Tier fast überfahren und brutal aus seinem Nickerchen aufschrecken. Diese Deppen!!! An den nahegelegenen Aussichtsplatz trauen sich die Zwei dann auch nicht mehr heran – das hätte von einigen Leute sicher einen Rüffel gegeben..

Nun heißt es Abschied nehmen vom Moremi Game Reserve, abschließend noch ein kurzer Stopp im Dorf Khwai … Shopping auf dem Lande … dort können wir noch beobachten, wie mit Ried neue Hütten gedeckt werden – klasse Szene: Eine arbeitet und alle anderen schauen zu …
Also der Moremi Park war für uns ein absolutes Safari Highlight und voller Eindrücke und mit megadreckigen Füßen und einem gewissen Appetit auf Zivilisation machen wir uns auf den Weg nach Maun. Von dort aus möchten wir in den nächsten Tagen das Okavango Delta erkunden.

(Für diejenigen von euch, die nun Lust auf solche Abenteuer bekommen haben – hier noch das „Kleingedruckte“: Ein paar Filmszenen zum Autofahren in Botswana und ein abendlicher Blick … in unseren Kühlschrank!)