
Sikkim … viele Klöster und ganz viele Kurven
…wir wollten Kultur und wir wollten es grün… das gibts in Sikkim tatsächlich!
Aber dass wir uns mit durchschnittlich 10km/h durch die Berge ackern müssen, das war dann doch eine Überraschung! Lektion 2 bei der Reiseplanung: Nicht nur Feiertage checken, sondern auch mal Google Earth bei der Routenplanung anschauen … und zwar in 3D !!!
In Sikkim gibt es quasi kein Stück gerader Straße und die Straßenführung geht nicht etwa praktischerweise in den Flusstälern entlang, sondern Zickezacke rauf auf den Berg und Zickezacke runter vom Berg … im Idealfall zwischendrin einige Kilometer in Schlangenlinien am Berghang entlang …das Ganze garniert mit Unmengen von Straßenbaustellen und Holperpiste… nach dem Trekking und dem Draußen sein in Darjeeling haben wir in Sikkim also Stunden im Auto verbracht und die grüne Landschaft wie einen Film an uns vorüberziehen lassen ( müssen…) Ab und zu durften wir aussteigen und ein bisschen frische Luft schnuppern … mitten im Wald – gewusst wo – findet sich des öfteren eine Ghumpa oder ein heiliger See. Glücksfische werden gefüttert und dem jeweiligen Gott ein Opfer und ein Gebet gewidmet. Spiritualität ist in Sikkim überall präsent …
Als dann die geplanten Tagestouren zum Füße vertreten in Yuksom und Kalimpong an der Unfähigkeit und Ortsunkenntnis unseres „Guides“ scheitern, ringen wir doch etwas um unsere Fassung … und der Guide wäre am liebsten nach Hause gefahren. Aber einen Latsch entlang der Bundesstraße als eine Wanderung über die Dörfer zu verkaufen – da hat er sich dann doch die falschen Leute ausgesucht … den Spaziergang, den er uns dann doch noch „genehmigt“ und bei Anwohnern erfragt, muss er dann wegen „gesundheitlichen Problemen“ abbrechen … also schicken wir Lama zurück zur Straße und stapfen alleine zurück durch den Wald – und: Nein, wir sind NICHT verloren gegangen!
Unterwegs haben wir bei der Kardamon – Ernte zugeschaut. Das ist wirklich ein mühsames Geschäft bis die Frauen die Kapseln tief unten an den Pflanzen geerntet, getrocknet und sortiert haben.
Aber die vielen Klöster dienen der Unterhaltung und an die Klöster kann man ja „praktischerweise“ direkt mit dem Auto dran fahren. Also wühlen wir uns durch die buddhistische und hinduistische Götterwelt, drehen fleißig Gebetsmühlen und üben uns gemeinsam mit den Mönchen im Meditieren. Lama gibt uns in wohldosierten Einheiten Einblicke in den tibetanischen Buddhismus, erklärt die vier unterschiedlichen Sekten und die Wandmalereien sowie Statuen in den Klöstern.
Die Stimmung in den Klöstern ist schon etwas Besonderes und es ist schön, Zeit zu haben dort zu verweilen, dem Treiben zu zuschauen – egal ob es Gebetsrituale, Debattierrunden oder das Badmintonspiel ist.
Und auch in Sikkim wird Tee angepflanzt – zwar nicht so viel wie in Darjeeling, aber hier haben wir die Chance die Teeernte etwas genauer zu betrachten … in chinesischer Manier: Raus aus dem Auto, Schauen, Fotografieren und weiter“gekurvt“. Eine Wanderung durch die Teeplantagen war leider nicht auszuhandeln …
In Gangtok, der Landeshauptstadt Sikkim’s genießen wir unsere „Freiheit“ und bummeln primär mal alleine durch die Stadt – hier laufen die Vorbereitungen für Diwali auf Hochtouren. Viele orange Blumenketten werden gebastelt und in Unmengen am Straßenrand und in den Läden verkauft. Die Fußgängerzone ist mit Lichtern geschmückt, dass bei uns Vorweihnachtsstimmung aufkommt. Und die Menschen sind unverkennbar in Feiertags- und Ferienstimmung. Die Markthallen quellen über vor Menschen in Einkaufslaune. Zu Diwali wird die ganze Familie beschenkt wie bei uns zu Weihnachten.
Waren es ursprünglich an Diwali nur kleine Öl-Lampen – in Reihen an Fenster oder Eingänge gestellt – sind es heute primär elektrische Lichterketten, die Wohnhäuser, Geschäfte und Straßen erleuchten.
Diwali ist de facto ein Fest über fünf Tage und jeder Tag hat seinen eigenen Schwerpunkt:
- Der erste Tag heißt Dhanwantari Triodasi (Dhan bedeutet Reichtum).
- An diesem Tag räumt man das Haus auf und schmückt es, kauft neue Kleidung und Kochutensilien, auch Wertgegenstände und Schmuck aus Gold oder Silber.
- Der zweite Tag heißt (auch Kali Chaudas).
- Er gilt als der Tag, an dem Krishna den Dämonen Narakasur besiegt. Zum Ritual des Festes gehört, dass die Menschen vor Sonnenaufgang aufstehen und ein Bad nehmen, möglichst mit wohlriechendem Öl. Man zündet Öllämpchen an und schmückt das Haus. Es werden meist neue Kleider getragen, Freunde und Verwandte besuchen sich gegenseitig und beschenken sich mit Süßigkeiten, abends zündet man ein erstes Feuerwerk und Knallfrösche.
- Der dritte Tag ist der Göttin Lakshmi geweiht und wird Lakshmi Puja genannt.
- Er gilt in Nordindien als wichtigster Tag der Festlichkeiten. Hier interpretiert man die Lichter als Begrüßung für sie. Es heißt, dass sie nicht in Wohnungen einkehre, vor denen keine Lichter stehen und die nicht aufgeräumt und gesäubert wurden. Auch für Ladenbesitzer hat dieser Tag besondere Bedeutung. Sie reinigen und streichen dafür nicht nur ihre Geschäfte, sondern legen auch neue Geschäftsbücher an. Für das kommende Jahr bitten sie Lakshmi um Erfolg.
- Der vierte Tag heißt Govardhan Puja.
- An ihm werden Krishna und Vishnu verehrt, und er gilt als erster Tag des neuen Jahres. Ehefrauen schwenken ein Tablett mit Lichtern segnend um den Kopf ihrer Ehemänner herum und tupfen ihnen dann einen Segenspunkt auf die Stirn.
- Der fünfte und letzte Tag ist Bau Beejh.
- An ihm segnen Schwestern ihre Brüder mit dem Licht. An diesem Bruder-Schwester-Tag versprechen beide, sich gegenseitig zu beschützen.
Den Höhepunkt des Diwalifestes – den dritten Tag – erleben wir in Kalimpong – mit Feuerwerk und Knallern in den Straßen und vielen Altären zu Ehren der Göttin Lakshmi. Dagegen ist Silvester eine Schnellveranstaltung – stundenlang werden hier in Festtagskleidung immer neue Raketen in die Luft geschickt, ganze Knallerbatterien gestartet und Wunderkerzen in gigantischer Größe abgefackelt. Wir genießen die ausgelassene Stimmung und dürfen auch den einen oder anderen Knaller zünden – also ein durchaus ausgelassener Abschied von Sikkim!
Ganz toll, wie ihr eure Berichte mit wissenswerten Informationen, Erlebnissen und Bildern verknüepft.. Ich freue mich immer drueber..
Herzlich Elke
Danke Elke, schöner Feedback ?
Die Stimmung in den Klöstern als auch die Teeernte sieht sehr beeindruckend aus..
Sehr schöne Fotos und Eindrücke….
Viele Grüße
Reiner
Danke Reiner, die Klöster sind sehr schöne Orte !!!