
Trekking von Bulunkul ins Bartangtal
Nach dem vielen Autogeruckel im Panj Tal – und einigen Magenproblemen quer durch die Gruppe – nun endlich der Trekkingstart am Yashikul-Lake … Der Ort Bulunkul besticht durch weite Landschaft und seinen Ruf im Winter der kälteste Ort Tadschikistans zu sein. Wir übernachten allerdings kuschelig in einem Homestay mit wärmender Banja (tadschikische Saunavariante) am Abend. Am nächsten Morgen geht es dann zum Nationalparkeingang. Hier „begrüßt“ uns ein schlaftrunkenes Mädchen, das aus seiner Unterkunft taumelt …
Am Yashikul-Lake treffen wir unsere Begleitmannschaft – Eseltreiber (Donkeymen) mit ihren Eseln. Durch beeindruckende Landschaften wandern wir höher und höher – was aber einige Mutige nicht von einem erfrischenden Bad im Gebirgsbach abhält – Gletscherwassertemperatur …brrrrr !!!
Immer wieder treffen wir auf Hirten, die in einfachen Unterkünften den Sommer auf den Hochalmen verbringen. Auf 4.100 m ist auf einer Alm die Käseproduktion wunderbar zu sehen. Von der Milcherhitzung in der „Küche“ bis zum Trocknen der Käsestücke auf den umliegenden Felsen. Das Resultat ist ein sehr würziger, trockener Käse, der zum Kochen verwendet wird und wenig mit unseren Käsegewohnheiten zu tun hat.
Es ist immer Zeit für einen Tee oder andere „Leckerlis“ wie Joghurt, Brot mit selbstgemachter Butter (sehr beliebt !!!) und natürlich „Gushtego“ … so hört es sich jedenfalls an, wenn sie uns Gegrilltes vom Rind anbieten =). Als wir zu der Alm eines unserer Donkeymen kommen, hatte sich ein Tier am Tag zuvor ein Bein gebrochen und musste geschlachtet werden. Statt Abhängen „Abliegen“ – und frisch gibt es die Innereien in der Männerrunde mit Kyle’s schottischem Kräuter … Avaz ist sehr besorgt über unser leibliches Wohlbefinden auf 4.300 m Höhe.
In den nächsten Tagen wandern wir weiter hoch zum Chapter Lake (4529m) – nach einer erfrischenden Nacht überqueren wir schließlich den Shtik Lozar Gletscher (4840m) … das ist der Übergang ins Bartangtal, den die Hirten im Frühjahr und Herbst sogar mit ihren Schaf – und Ziegenherden bewältigen. Nicht ohne Verluste, wie ein Eselfund unterm Schnee enthüllte… wir waren schon voller Bewunderung für unsere Begleitmannschaft, die die Esel mit Engelsgeduld über den Schnee geleiteten. Meine Ukulele wurde mit derselben Engelsgeduld transportiert und behütet … dafür hatten wir viel Spaß bei musikalischen Abenden – öfter auch mal als Konkurrenz zu den heulenden Wölfen …
Nach den etwas „erfrischenden“ Tagen in der Höhe laufen wir nun hinunter Richtung Bardara, unserem ersten Örtchen im Bartangtal. Das viele Grün tut gut und wir sind gespannt aufs Dorfleben. Zwischendurch gibt es mal wieder einen Snack bei einem Hirten, einen Tee im Vorbeilaufen – einer der Donkeymen kennt immer jemanden vor Ort, den es zu begrüßen gibt. Besondere Freude machen dann oft unsere Fotos von den Hirtenfamilien oben auf den Almen. Ihre Verwandten in den niedrigeren Regionen freuen sich jedes Mal ein aktuelles Bild von dem einen oder anderen Kind zu sehen. Und wir haben natürlich auch Spaß daran auf diese Weise den so herzlichen und gastfreundlichen Menschen eine Freude machen zu können. In unserem Homestay werden wir herzlich mit Tee und Brot empfangen.
Am späten Nachmittag bummeln wir noch einmal zusammen durchs Dorf – es gibt viel zu entdecken. Einen natürlichen Kühlschrank in einem Geröllhang ( … großes Gerätsel, wo die kalten Luftströmungen herkommen…), Kornspeicher auf Felsen gebaut – viele Dorfbewohner bei der Ernte. Und das Highlight – das abendliche Ziegenmelken … oder der Tratsch- und Ratschtreffpunkt der Frauen des Dorfes (Männer verboten !!!). Zwischendurch noch ein paar Familienfotos geschossen – so schnell kommt Mann zu einer Großfamilie =) =) =)
Am nächsten Morgen übernehmen wir die Regie beim Frühstück und es gibt endlich mal wieder Rührei … mit frischem Schnittlauch ! Alles was grün ist steht nach den Trekkingtagen bei uns ganz hoch im Kurs !
Am Abend verabschieden wir unsere Begleitmannschaft mit Musik von Sonja an der Ukulele & Topchi am Akkordeon und Tanz – eine willkommene Abwechslung für die gesamte Nachbarschaft, die sich sofort in die Feier einbringen.
Nun geht es wieder mit gewohntem Auto-Geruckel auf einer ziemlich steilen „Straße“ hinunter ins Bartangtal. Dort erreicht uns ziemlich schnell die Nachricht, dass der Bartang-River gerade ungewöhnlich viel Wasser führt und der Straßenzustand sehr zu wünschen übrig lässt. Und tatsächlich – nach einer Nacht in Roshorv steht endgültig fest, dass der Weiterweg per Auto nach Osten dicht ist – die Straße ist unterspült und teilweise weggebrochen. Wo bei uns dann großes Gerät anrückt, stehen hier Männer mit Schaufeln und nach einigen Stunden ein altersschwacher Traktor zum Einsatz bereit. .. Und natürlich der Ortsvorsteher von Roshorv … in unserem Auto =) =) =) …zur Stärkung hat Avaz, unser Guide, mal schnell noch ein paar Bohnen vom Feld des Ortsvorstehers gemopst – die werden dann im Auto so nebenbei verknuspert… ich sag ja. „Alles was grün ist ….“
Wir machen uns schließlich zu Fuß auf den Weg nach Savnob und müssen etwas Notfallpläne schmieden, wie der Weiterweg für alle Gruppenmitglieder garantiert werden kann. Hier sind nun Improvisationstalent und rollierende Planung angesagt … am Ende waren aber alle rechtzeitig dort, wo Flieger nach Deutschland, Zug nach Tibet und die nächsten Esel warten ; )
Tolle Eindrücke und Fotos!
Ward ihr auch unter den Mutigen ? .-)
Weiterhin viel Spaß auf der tollen Reise
ja, ich schon …
Chapeau! Großartige Bilder aus einer aufregend-fremden Region … einkleines Bisschen Fernweh aus Freiburg …
Hallo,
na da kann ich ja lange warten, dass mal eine wordpress-Meldung kommt. Aber jetzt bin ich ja auf eure Reiseberichte gestossen. Sehr beeindruckend und weckt die Sehnsucht und Reiselust.! Weiterhin viele schöne Abenteuer, nette Begegnungen und sicheres Reisen!
Viele Grüsse,
Annette